Frauenfußball – und wie er gehasst wird

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Nach über 20 Jahren hatte ich viele Situationen, wo es keinen Sinn mehr macht, weiter zu reden. Denn es ändert sowieso nicht die Meinung, dessen, der Frauenfussball hasst.

Es gibt viele, die würden sagen, sie hassen nicht Frauenfussball – Sie mögen ihn einfach nicht. Klassische Sätze wie: „Da spielen doch nur Lesben“ oder „Die können doch eh keinen Ball annehmen“ kennt man als Frau die Fussball spielt, nur zu gut.

Aber mal ganz ehrlich, was ist denn euer Problem? Macht ihr euch auch über Frauen lustig die Boxen oder Tennis spielen? Naja, hab ich zumindestens noch nie was von gehört.

Jede Frau soll doch ihr Hobby ausführen, egal welches es ist. Aber vielen ist es wohl wichtiger, dass Fußball als Männersportart gilt und das bitte ausschließlich nur für Männer und deswegen lassen Sie das Frauen zu spüren, die halt irgendwas mit Fußball am Hut haben.

Ich möchte heute mal kurz über einige Erlebnisse schreiben:

Es war neulich auf dem Sportlerball. Alle Eltern einer Mädchenmannschaft waren gekommen. Sie waren gerade an dem Tag Herbstmeister ihrer Liga geworden. Die Moderatoren, die die einzelne Tische vorstellte, erwähnte diesen Titel. Es war ja auch erst einige Stunden zuvor passiert (das entscheidende Spiel fand morgens statt). Zwei Alte Herren Spieler, man meint Sie bekommen Verstand mit ihrem Alter, haben es sich aber nicht nehmen lassen, den Titel mit einem nachgemachten „Buuuuuh“ und lautem Lachen zu widersprechen. Meine Frage war danach, ob seine Tochter nicht auch Fußball spielen möchte. Sie sei immer herzlich eingeladen.  

2011 war in Deutschland die Frauen-Weltmeisterschaft. Die Stimmung im Stadion war grandios. Aber trotzdem gibt es immer wieder den einen. Ich frage mich dann immer, wenn er doch kein Frauenfußball mag, wieso ist er dann hier? Naja, es wurde, nennen wir es mal „schreiend“ nur über die schlechte Spielweise gesprochen. Frauen könnten ja nicht mal einen Pass über zwei Meter schießen und von Taktik haben sie ja eh keine Ahnung. Ja, war wirklich sehr angenehm, – nicht.

Jedes Jahr versuchen wir mit Schnuppertraining, neue Mädchen für Fussball zu begeistern. Wenn ich versuche mit persönlicher Ansprache ein Kind zu bewerben, weil ich sie oft genug auf dem Schulhof hab Fussball spielen gesehen, gibt es immer noch die Mutter. Sie ist der entscheidende Faktor. Leider mag sie (also die Mutter) kein Fussball. Wieder ein Talent verloren.

Meine Tochter spielt alleine Fußball in der Soccerhalle, wo ich arbeite. Ich bin nebenan und baue etwas auf. Da rufen Jungs, die nebenan spielen lautstark: „Mädchen können kein Fußball spielen“. Ich stelle die Mutter zur Rede, sie sagt, dass würde der Vater der Jungs immer sagen und so wäre es ja auch nun mal. Genau ich vergleiche ja auch Äpfel mit Birnen.

Bei der Frauen-Weltmeisterschaft gewinnt die Nationalmannschaft 10:0 gegen die Elfenbeinküste in der Gruppenphase. Die Presse hat allerdings nichts Besseres zu tun, als über ein langweiliges Spiel zu berichten und das möchte ja keiner sehen. Stimmt, ich erinnere mich auch nur zu gut, an das Spiel Deutschland gegen Brasilien mit 7:1 das war auch wirklich langweilig, leider nicht für die Presse. Die feierten den Sieg, als gäbe es kein Morgen mehr.

Bei uns im Verein stand der „Tag des Mädchenfußballs“ an. Eine große Sache, denn schließlich haben wir uns wochenlang darauf vorbereitet. Wir haben einiges auf die Beine gestellt und haben auch die Presse vor Ort informiert, ob die auf diese Veranstaltung hinweisen könnten. Als am Tag des Mädchenfußballs die Zeitung bei uns im Haus reinflattert, sah ich nicht richtig. Auf der lokalen Ortsseite war ein Bericht zu lesen über eine Tänzerin, ich würde sagen sie füllte den Ortsteil um die Hälfte. Es hätte alles andere an dem Tag dort stehen können. Über aktuelle Ratssitzung, zu wenig Kita-Plätze, Strassenauslastung, ja es hätte sich sicher etwas Anderes gefunden, aber nein – genau heute müssen wir über die Tänzerin schreiben. Natürlich hatte die Presse einem kleinem Text nebenan erwähnt, dass heute der Tag des Mädchenfußballs sei. Aber wenn doch die Tanzabteilung mit dieser Tänzerin so toll ist, wieso sollte man dann noch zum Mädchenfußball gehen? Argh.

Seit ich diesen Blog habe, bin ich nur noch am Recherchieren. Habe auch diverse andere Instagram-Kanäle durchgeforstet. Wenn es einen guten Instagram-Kanal mit vielen Follower gibt, dann steht da eine Fußballerin halbnackt im Schnee und versucht den Ball ins Tor zu schießen. Ja, sie trifft das Tor, kann also Fußball spielen, aber warum zum Himmels Willen nur mit Bikini und Unterhose?

Genau das gleiche bei der Bildersuche bei einer Bildagentur. Man kann Bilder kaufen, doch beim Frauenfußball ist die Auswahl eher nur auf halbnackt, oder mit High Heels beschränkt.

Solange die Öffentlichkeit Frauenfußball nur in Verbindung mit halbnackten Models und ihre Bälle präsentieren, oder das Frauenbild immer noch mit Schicki Mickie oder Haushalt kombiniert wird, kann das Bild des Frauenfußballs bzw. der Frau sich nicht ändern!

Kommt damit klar, dass wir arbeiten gehen, dass wir Fussball spielen wollen und das wir nicht nur Mama, Köchin und Reinigungskraft sind. Starten wir zusammen eine neue Ära!

Ich werde einiges dagegen tun und würde mich freuen, wenn ihr mich unterstützt!

Kommt zum Beispiel in meine Facebook-Gruppe: Fussballkram.

Hier tauschen sich Frauen rund um das Thema Fußball aus! Ich freue mich wirklich über jedes neue Mitglied.

Hier nochmal ein Spot von ZDF für die Frauen EM 2013. Der Spot wurde übrigens nochmal geändert, da sich ein Shitstorm gebildet hat. Danke dafür 😉